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„Jugend forscht 2021“: Diese zwei Finalisten berichten über ihre innovativen Forschungsprojekte

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2021-05-27 09:47:00 / Aktuelles
„Jugend forscht 2021“: Diese zwei Finalisten berichten über ihre innovativen Forschungsprojekte - „Jugend forscht 2021“ Finalisten berichten über ihre Forschungsprojekte | Blog | MedSolut

„Lass Zukunft da!“ – unter diesem Motto steht der 56. Bundeswettberwerb, den die Stiftung Jugend forscht e. V. in diesem Jahr gemeinsam mit der experimenta gGmbH in Heilbronn vom 26. bis 30. Mai 2021 als Online-Veranstaltung ausrichtet. Unter den Teilnehmern befinden sich wieder zahlreiche Kinder und Jugendliche mit äußerst spannenden, innovativen Forschungsprojekten. Lisa Bräutigam und Johannes Lodahl sind zwei der aufstrebenden Jungforscher und wir hatten das Glück, für MedSolut mit den beiden über ihre zukunftsträchtigen Projekte zu sprechen. 

Der Bundeswettbewerb vom 26. bis 30. Mai 2021

Der Bundeswettbewerb stellt den Höhepunkt der Wettbewerbsrunde „Jugend forscht“ dar. In diesem Zeitraum nehmen alle Jugendforscher*innen teil, die bei den Landeswettbewerben in den unterschiedlichen Fachbereichen den ersten Platz gewinnen konnten – die besten der Besten also. Unser MedSolut-Team durfte mit zwei Finalisten über ihre Arbeiten sprechen. Lisa Bräutigam überzeugte im Fachgebiet Biologie die Jury im Landeswettbewerb Sachsen. Das Thema der 16-Jährigen ist hochaktuell: 

Sie verglich verschiedene Testmethoden zum Nachweis von Antikörpern gegen das SARS-CoV-2-Virus hinsichtlich ihrer Funktionsweise sowie Wirksamkeit und ging insbesondere der Frage nach, welche Virusproteine dabei am besten geeignet sind. Johannes Lodahl (18) aus Sachsen-Anhalt stellt unserem medsolutTV- Moderator sein Projekt SHD (Smart Helmed Display) vor. Er integrierte einen Bordcomputer in einen Motorradhelm und arbeitet derzeit daran, alle wichtigen Daten auf einen Blick in dem Helm ersichtlich zu machen – von Zeit bis GPS. 

Interview mit Lisa Bräutigam, Teilnehmerin am „Jugend forscht“-Bundeswettbewerb, Fachbereich Biologie

Frau Bräutigam, Sie haben mit der Corona-Pandemie bzw. der Bekämpfung des Coronavirus für Ihr Projekt einen sehr aktuellen Anlass gewählt, der uns noch sicher eine ganze Weile beschäftigen wird. Können Sie uns Ihr Forschungsziel sowie Ihre Beweggründe für das Projekt einmal genauer erläutern?

Lisa Bräutigam: Mein Forschungsziel ist es, zum einen herauszufinden, mit welchem Protein, ob mit dem S-Protein (Hüllprotein) oder mit dem N-Protein (Kernprotein), als Antigenbeschichtung eines ELISAS, die Antikörper gegen SARS-CoV-2 besser nachgewiesen werden können. Außerdem hat mich interessiert, ob ein Schnelltest mit solchen Antikörper-ELISA-Tests mithalten kann oder ob er wie erwartet am unspezifischsten ist. Inspiriert wurde ich dabei von meiner Mutter, die selbst in der Virologie arbeitet und mir des Öfteren davon erzählt. Natürlich hat auch der aktuelle Anlass in mir Interesse geweckt, da die Antikörper ja auch einen gewissen Schutz bedeuten.

Wie sind Sie an die Arbeit herangegangen? Wie haben Sie sich vorbereitet?

Lisa Bräutigam: Zu Beginn musste die Frage bezüglich der Arbeitsmaterialien geklärt werden. Dafür habe in der Universität Leipzig nach unterschiedlichen, zu diesem Zeitpunkt neu entwickelten, Antikörper-ELISA-Tests nachgefragt. Daraufhin konnten mir zwei Antikörper-ELISA-Tests, die mit dem S-Protein beschichtet sind und zwei weitere, die das N-Protein als Antigen Beschichtung nutzen zur Verfügung gestellt werden. Nach vermehrten Nachfragen wurde mir letztendlich auch noch ein Schnelltest zur Verfügung gestellt, da mich diese Forschung besonders interessiert.

Außerdem standen mir noch 32 unterschiedliche Patientenmaterialien zur Austestung zur Verfügung. Zwanzig dieser Seren stammen aus den Jahren 2018 und dem ersten Quartal 2019 und können somit keine Infektion mit SARS-CoV-2 gehabt haben. Im Vorfeld konnte allerdings bei allen eine Infektion mit einem endemischen Corona-Virus nachgewiesen werden, es sollten trotzdem keine Antikörper gegen SARS-CoV-2 identifiziert werden können. Zehn weitere Seren stammen aus dem Jahre 2020 und hatten nachweislich eine Infektion mit SARS-CoV-2. Deshalb sollten hier spezifische Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden können.

Die letzten beiden Seren sind meiner Mutter und mir zuzuordnen. Diese Seren wurden aus Interesse mitgeführt und da bei uns keine Infektion mit SARS-CoV-2 vorlag ist auch hier ein negatives Ergebnis zu erwarten. Im Sommer 2020 hatte ich dann die Möglichkeit, eine Woche als Praktikantin in der Virologie arbeiten, um so all meine praktischen Untersuchungen durchzuführen.

Welchen Herausforderungen mussten Sie sich bei Ihrem Projekt stellen?

Lisa Bräutigam: Bei diesem Projekt habe ich mich einigen Herausforderungen gestellt. Da war zum Beispiel die Tatsache, dass während der Pandemie die Forschungen und damit auch der Zutritt zur Virologie insbesondere für „Außenstehende“ erschwert wurden. Zudem gestaltete es sich als kompliziert, alle Zusammenhänge hinsichtlich der Testprinzipien, Aufbau des Virus, Antikörperbildung etc. zu verstehen und auch erklären zu können. Auch das Arbeiten im Labor musste ich vorher lernen. Zu diesem Zeitpunkt herrschte in der Virologie aber sehr viel Arbeit, wodurch ich gezwungen war sehr schnell selbstständig zu arbeiten. Eine weitere Hürde stellt aber auch die Schule dar, da ich im Moment Schülerin der 10. Klasse bin und dieses Projekt neben allen Schularbeiten stemmen musste. In solch schweren Zeiten zählt allerdings der Wille und das Interesse an dem Projekt und wo ein Wille ist, ist bekanntlich ja auch ein Weg.

Was hat Ihnen bei Ihrer Forschungsarbeit meisten Freude bereitet?

Lisa Bräutigam: Bei meiner Forschungsarbeit hat mir die Durchführung der einzelnen Tests im Labor am meisten Freude bereitet. Es war unfassbar spannend, selbst Hand anlegen zu können und zu sehen, wie und vor allem nach welchem Prinzip solche Antikörper-ELISA-Tests und auch Schnelltests funktionieren. Umso spannender war es natürlich auch die Ergebnisse zu betrachten und im Nachhinein auch auszuwerten.

Erläutern Sie uns doch gern einmal den aktuellen Stand ihrer Forschung. Werden Sie auch nach „Jugend forscht“ noch weiter an dem Projekt arbeiten?

Lisa Bräutigam: Im Moment gewinnt der Nachweis der Antikörper auch in Hinblick auf die Impfungen mehr an Bedeutung. Seit der Austestung der Tests ist ja jetzt auch schon einige Zeit vergangen. In dieser Zeit wurden Tests aus dem Verkehr gezogen, aber auch andere wurden neu entwickelt oder optimiert, sodass heute beispielsweise der Antikörper-ELISA-Test von der Firma „Euroimmun“ im diagnostischen Labor angewendet wird.

Aktuell liegt der ganz große Fokus für mich persönlich aber auf dem Wettbewerb „Jugend forscht“. Da ich im Moment auch gut mit Schule beschäftigt bin, bleibt allerdings nicht die Zeit, aktiv an diesem Projekt weiter zu forschen. Dennoch gibt es weitere spannende Ansatzpunkte in der Arbeit, die ebenfalls eine Forschung wert sind und ich bin sehr gespannt was die Zukunft noch bringt.

Wie schätzen Sie die aktuelle Lage der Pandemie ein? Was ist ihr Standpunkt zur aktuellen Situation?

Lisa Bräutigam: Die momentane Lage ist sehr kritisch, da ich finde, dass mit den vielen Teillockdowns viel Zeit verschwendet wurde. Ich denke, dass es richtig gewesen wäre, alle Türen für einen Monat zu schließen, sodass niemand raus und rein kann und das Virus keine Chance hat, sich zu vermehren. Trotzdem setze ich aktuell große Hoffnungen in die Impfungen, da die Ergebnisse zum Beispiel in Großbritannien wirklich einen Lichtblick geben. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass es wichtig ist, die Impfungen möglichst schnell durchzuführen, da dann viele Menschen Antikörper und somit eine gewisse Immunität besitzen, sodass die Pandemie hoffentlich bald überstanden ist. Wie lange die Antikörper halten, muss allerdings noch geklärt werden.

Wussten Sie schon lange, dass Sie mal am „Jugend forscht“-Wettbewerb teilnehmen möchten oder ist die Idee kurzfristig entstanden? Erzählen Sie uns gerne mehr darüber. 

Lisa Bräutigam: Die Idee von „Jugend forscht“ kam von der Lehrerin, die meine Forschung mit sehr viel Engagement betreut. Zu Beginn war ich zwar nicht all so begeistert von „Jugend forscht“, da es für mich viele zusätzliche Arbeit und Engagement neben der Schule bedeutet. Trotzdem habe mich dann glücklicherweise auf dieses aufregende Abenteuer eingelassen und ich habe es bis jetzt nicht bereut, mitgemacht zu haben. So richtig interessiert hat mich die Forschung auch erst, als ich mich intensiv damit auseinandergesetzt habe, aber ich bin bis jetzt begeistert und es gibt viele weitere Themen, die mein Interesse geweckt haben. Der Fokus liegt dabei in der Biologie. In diese Richtung könnte ich mir definitiv auch meine berufliche Zukunft vorstellen.

Was möchten Sie durch die Teilnahme (oder bestenfalls den Gewinn) beim Wettbewerb erreichen?

Lisa Bräutigam: Ich möchte mit der Teilnahme erreichen, dass auch andere Menschen, vorzugsweise Jugendliche, ihren Interessen nachgehen und auf spannende Fragen Antworten suchen, indem sie forschen. Neben diesem Aspekt, möchte ich natürlich auch einen kleinen Beitrag zur Forschung leisten. Auch in Zukunft würde ich mich freuen, wenn ich durch die Teilnahme an „Jugend forscht“ an Projekten bezüglich der Forschung teilhaben darf. Außerdem wurde es mir durch diese Teilnahme ermöglicht, mich mit anderen Fachleuten über mein Projekt auszutauschen. Am wichtigsten finde ich aber, dass ich durch diese Teilnahme viele Dinge auch in Hinblick auf die Zukunft gelernt habe.

Der MINT-Bereich umfasst viele spannende Arbeitsbereiche, die vor allem für junge Frauen zunehmend interessanter werden. Was geben Sie anderen Jugendlichen, insbesondere jungen Frauen mit auf den Weg, die sich für Wissenschaft und Forschung interessieren?

Lisa Bräutigam: Wenn man sich für die Forschung in egal welchem Bereich interessiert, sollte man dem auf jeden Fall auch nachgehen. Junge Frauen dürfen sich ruhig trauen, das zu tun, was eventuell untypisch und nicht selbstverständlich ist, denn das macht sie einzigartig und besonders. Kein Beruf und keine Interessenrichtung ist einem Geschlecht zugeordnet und aus diesem Grund ist es wichtig, seinen eigenen Interessen zu folgen. Auch wenn es Rückschläge gibt, ist es besonders wichtig, nicht aufzugeben und stark zu bleiben, denn je steiniger der Weg, desto besser das Ergebnis. Oft wird man am Ende durch Erfolg belohnt.

Wir bedanken uns recht herzlich für das spannende Interview und die Einblicke in Ihre Forschungsarbeit, Frau Bräutigam!

Video: "Jugend forscht" 2021 | Interview mit Johannes Lodahl über den SHD (Smart Helmed Display)

medsolutTV-Moderator Vincent Schneider hatte ein spannendes Gespräch mit Johannes Lodahl, welcher für Sachsen-Anhalt beim „Jugend forscht“-Bundeswettbewerb antritt. Mit seinem innovativen SHD (Smart Helmed Display) will er das Fahrerlebnis für Motorradfahrer sicherer gestalten. Sehen Sie selbst …

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